"T5" - Der deutsche "Mustang"

Damit hatte man bei Ford wohl kaum gerechnet. Als das Unternehmen seinen Top-Schlager der 60er Jahre, der in den USA buchstäblich Verkaufsrekorde einfuhr, auch auf dem deutschen Markt etablieren wollte, erlebten die US-Manager eine böse Überraschung:
Den Namen „Mustang“ hatten sich mit Krupp und dem Zweirad-Hersteller Kreidler gleich zwei deutsche Unternehmen markenrechtlich schützen lassen.
Was nun? Was tun? Die Ford-Verantwortlichen sahen zunächst bei einem etwaigen, sich möglicherweise in die Länge ziehenden Rechtsstreit keine Erfolgschancen und verweigerten sich schließlich aus nicht nachvollziehbaren
Mustang T5
Gründen auch dem Angebot von Krupp, die Namensrechte für 10.000 Dollar zu erwerben. Stattdessen taufte man kurzum den „Mustang“ in „T5“ um. Warum T5? Weil dies der Ford interne Produkt-Code des „Mustang“ während der Entwicklungsphase gewesen war.

Nun konnte es losgehen, und Ford ließ sich nicht lumpen. Mit großem Werbeaufwand pries man den „T5“ in Deutschland an und vertrieb das Erfolgsmodell, damals für Import-Fahrzeuge eher unüblich, mit Betriebsanleitungen in deutscher Sprache.
Produktionszahlen T5
Baujahr Coupe Fastback Cabrio GESAMT
1965       450*
1966       450*
1967 453 154 151 758
1968 286 109 85 480
1969 219 173 94 486
1970 175 143 59 377
1971 193 277 77 547
1972 172 230 50 452
1973 148 299 84 531
* Geschätzte Produktionszahlen
 
Was macht den „Mustang“ zum „T5“?

Aus heutiger Sicht ist aber für „T5“-Interessierte weit entscheidender, wann ein „Mustang“ kein „Mustang“, sondern ein „T5“ ist? Oder, besser, was genau unterscheidet das eine Modell vom anderen?
Zur Klärung gibt es zunächst einmal den sogenannten DSO-Code (‚Domestic Special Order / District Code’) zu beachten. Dieser Code gab und gibt einen ersten Hinweis darauf, dass es sich um ein für den Export vorgesehenes Fahrzeug handeln musste.
Ford verwendete damals für Exporte grundsätzlich DSO`s von 90 bis 99, während für den „T5“ nur Codes von 90 bis 96 bekannt sind. Das bedeutet also, dass alle „T5“ einen DSO-Code im 90er-Bereich aufweisen müssen.

Zu finden ist der DSO-Code auf einem Blechschild, auf dem die jeweilige Nummer eingeprägt und am rechten oder linken inneren Kotflügel zu finden ist.

Der offensichtlichste Unterschied betrifft aber die (fehlenden) „Mustang“-Schriftzüge, die entsprechend durch neu designte „T5“-Embleme ersetzt wurden (bei den ersten, den 64 1/2er Modellen, wurde allerdings lediglich eine Klebefolie auf das vom Ford Comet entliehene Schild aufgebracht; erst ab 1965 verwendete man ein „T5“-Emblem aus Metall).

Damit tauchte jedoch auch ein Problem auf. Da das eigentliche „Mustang“-Emblem mehr Platz einnahm und zur Befestigung mehr Punkte benötigt wurden als für das „T5“-Zeichen, mussten die Kotflügel-Löcher anders gebohrt werden. Allerdings wurden viele 64er Modelle erst in Deutschland umgerüstet, so dass entweder neue Kotflügel montiert oder aber die bestehenden „Mustang“-Löcher fachgerecht verschlossen werden mussten.

Achtung: Nicht jede Umrüstung wurde fachgerecht durchgeführt!

Die Betonung sollte auf "fachgerecht" liegen. Das aber wurde nicht immer beherzigt.
So sollen die „Mustang“-Symbole auf der Hupe bisweilen geradezu dilettantisch einfach mit dem Winkelschleifer entfernt worden sein. Auch mussten Radkappen und Tankdeckel ausgetauscht werden.
Lediglich das Pony-Symbol im Kühlergrill blieb als letztes „Mustang“-Andenken erhalten. Neben den rein kosmetischen gab es auch einige Änderungen das Fahrwerk betreffend.
Weil man bei Ford USA glaubte, dass das ursprünglich eher kommod abgestimmte Fahrwerk den deutschen Straßen nicht gewachsen sein könnte, wurden vorne härtere Federbeine und Dämpfer verbaut. Und zu guter Letzt mussten wegen der besonderen deutschen Bestimmungen andere Scheinwerfer eingesetzt werden.

Alles in allem machen diese Änderungen und die Tatsache, dass pro Baujahr nur einige hundert Einheiten nach Europa exportiert wurden, den T5 zu einer echten Rarität.

In den 60er Jahren gab es neben dem Ford-Händler noch einen zweiten Vertriebsweg, auch wenn der nicht jedem offenstand. So konnten Angehörige des Servicepersonals der in Deutschland stationierten Einheiten der US Army über das sogenannte P-X System des Militärs ebenfalls „T5“ kaufen und zudem das Benzin zu stark reduziertem Preis auf den Tankstellen der US-Bases beziehen. Einige dieser Fahrzeuge landeten so später auch in deutscher Hand, wenn sie nach Beendigung der Stationierung nicht wieder zurück in die USA verschifft wurden. Zu erkennen sind die Army T5`s am Meilentacho, alle anderen hatten km/h Tacho`s.

Übrigens: Bis 1979 mussten „Mustangs“ in Deutschland als „T5“ verkauft werden. Erst dann waren die Namensrechte wieder frei und der „T5“ wurde wieder zum „Mustang“.